De-Gendering informatischer Artefakte: Grundlagen einer kritisch-feministischen Technikgestaltung

Dr.-Ing. Corinna Bath (Mai 2009)

Erstbetreuung: Susanne Maaß

Abstract zur Dissertation

De-Gendering informatischer Artefakte ist ein Ansatz, der darauf zielt, einer Fortschreibung der strukturell-symbolischen Geschlechterordnung durch Technologie entgegenzuwirken. Die Arbeit schlägt Methoden für eine alternative Technikgestaltung vor, mittels derer  problematische Einschreibungen von Geschlecht in informatische Artefakte vermieden werden können.

Eine solche „Ent-Vergeschlechtlichung“ informatischer Artefakte setzt einen fundierten theoretischen Rahmen und eine differenzierte Analyse voraus. Ausgehend von aktuellen Ansätzen der Geschlechterstudien und der Wissenschafts- und Technikforschung  (vor allem Butler, Latour, Haraway, Barad und Suchman) wird deshalb zunächst ein performatives Verständnis von Vergeschlechtlichungsprozessen als einer „Ko-Produktion von Technologie und Geschlecht“ entwickelt. Darauf aufbauend werden vier Dimensionen der Vergeschlechtlichung informatischer Artefakte auf der Basis vorliegender Analysen herausgearbeitet:

  • 1. strukturell bedingte Ausschlüsse bestimmter NutzerInnengruppen von der Technologie, die häufig durch die so genannte „I-methodology“ in der Technikgestaltung zustande kommen,
  • 2. Ein- und Festschreibungen der vorherrschenden geschlechterhierarchischen Arbeitsteilung , die oft auf unangemessenen Annahmen über weibliche und männliche Kompetenzen oder die Ignoranz der Geschlechterpolitiken im Anwendungsfeld zurückzuführen sind,
  • 3. die Normalisierung von Geschlecht durch die explizite Repräsentationen von geschlechtlichen Körpern und Verhaltensweisen in Artefakten und
  • 4. Geschlechterpolitik und Epistemologie der Modellierung und Grundlagenforschung in der Informatik, die mit De-Kontextualisierung,  traditionellen Objektivitätsauffassungen und fragwürdigen ontologischen Annahmen verwickelt sind. Jeder dieser Problematiken werden adäquate Methoden der Technikgestaltung, die auf ein De-Gendering zielen, entgegengestellt. Das abschließende Kapitel stellt die entwickelte Methodologie als einen Beitrag zur umfassenderen Vision eines „Design für lebbare Welten“ im Sinne Haraways und Butlers dar.


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