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Forschungsprojekt „Virtuelles Lernen auf der Baustelle“ VILA-B
Große Freude beim Arbeitskreis ökologischer Holzbau Regionalzentrum Niedersachsen e.V. (AKÖH). Es ist gelungen ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördertes Modellprojekt nach Stuhr zu holen.
Im Rahmen des Förderprogramms „Entwicklung und Einsatz digitaler Medien
in der beruflichen Qualifizierung“ sollen gemeinsam mit Kooperationspartner völlig neue Wege für die Weiterbildung von Handwerkern auf der Baustelle entwickelt werden.
Für die Abwicklung des Fördergebietes „Neue Medien in der Bildung“ ist eine Abteilung im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) zuständig.
Partnerschaft
Im Projekt VILA-B arbeiten der Arbeitskreis ökologischer Holzbau (AKÖH) Regionalzentrum Niedersachsen, das Institut Technik und Bildung der Universität Bremen (ITB), Technologie Zentrum Informatik (TZI) der Universität Bremen und das Unternehmen pm|c – projektmanagement & consulting (pm|c) zusammen. Der AKÖH leitet das Projekt, entwickelt die Lerninhalte der Weiterbildungsmaßnahme, führt die Weiterbildung durch und achtet auf die fachlich korrekte Umsetzung. Das ITB entwickelt das Curriculum, die arbeitsprozessbezogene Didaktik, passt Methoden zur Erstellung der Inhalte an, evaluiert das Projekt sowie die Qualifizierung und beteiligt sich an der mediengerechten Aufbereitung der Lerninhalte, die dann mit Arbeitsprozessbezug umgesetzt werden. TZI und pmlc realisieren die Teilprojekte zum Lernen im Arbeitsprozess bzw. am Heimarbeitsplatz und sichern einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess.
Zielsetzung
Der Wandel der Arbeitsorganisation stellt die Facharbeiter/innen des Baugewerbes vor neue Herausforderungen. Neue Baustoffe und -technologien verlangen neue, veränderte Verarbeitungsweisen. Gerade die Aspekte des nachhaltigen Bauens und die aktuell geführte Debatte um die Rohstoff- und Klimaproblematik verdeutlichen die Dringlichkeit, bestehende Bausubstanz zu modernisieren, um dadurch sowohl die Wohnraumqualität zu steigern aber auch den Energieverbrauch zu senken. Die Modernisierung von Gebäuden mit Holz, Holzwerkstoffen und nachwachsenden Rohstoffen bietet im Hinblick auf die Bereiche Energieeinsparung, Gesundheitsvorsorge, Nachhaltigkeit und auch auf die Wettbewerbsfähigkeit von KMU in der Branche ein immenses Potenzial.
Um qualitativ hochwertige Modernisierungsmaßnahmen durchführen zu können, bedarf es bei den Beschäftigten einer Reihe von praxisnahen Problemlösungs- und technischen Detailkonzepten, die bisher nur ansatzweise in gedruckter Form für Ingenieure/innen und Architekten/innen vorliegen. Für beschäftigte Meister/innen und Facharbeiter/innen im Bauhaupt- und Baunebengewerbe müssen vorliegende Materialien auf die konkrete Baustellensituation transferiert, an diese angepasst, teilweise neu erarbeitet und handhabbar gemacht werden, um die „Wissenskluft“ zwischen Architekten/innen und Facharbeitern/innen zu schließen. Im diesem Sinne wird eine entsprechende Weiterbildungsmaßnahme zur „Fachkraft für ökologisch und klimagerechte Altbausanierung“ konzipiert, realisiert und evaluiert. Dies soll durch den virtuellen Lernansatz im Arbeitsprozess auf der Baustelle und dem übergeordneten Blended Learning unterstützt werden.
Die Ergebnisse sollen dazu beitragen, die Wettbewerbsfähigkeit kleiner und mittlerer Unternehmen im Bereich des Bausektors durch die Ausweitung ihrer spezifischen Fähigkeiten bundesweit zu sichern. Aus diesem Grund wird ein Kompetenzzentrum aufgebaut, das die Weiterbildungsmaßnahme im Anschluss an das Projekt in Zusammenarbeit mit dem bundesweit agierenden Arbeitskreis für ökologischen Holzbau (AKÖH) und seinen Kooperationspartnern weiterhin anbietet. Gleichfalls lassen sich elementare Teile des zu entwickelnden Systems zum Lernen im Arbeitsprozess im Rahmen eines Blended Learning Ansatzes auf weitere Sektoren im Bereich des produzierenden Gewerbes übertragen.
Forschungsschwerpunkte
Die didaktische Umsetzung erfolgt im Projekt VILA-B durch ein Design „Virtuellen Lernens“ in dem Lernen im Arbeitsprozess, Lernen am Heimarbeitsplatz und Lernen in Präsenzveranstaltungen im Sinne des „Blended Learning“ zusammengeführt werden. Die notwendigen technischen Lösungen wie die Entwicklung der Schnittstelle zwischen Facharbeiter und Lernanwendung unter der Prämisse der Nutzbarkeit an verschiedenen Lernorte, die zielgruppenadäquate fachliche Aufbereitung des Content und schließlich das Lernsystem selbst werden im Projekt realisiert und eingesetzt. Das Konzept wird mit zwei Pilotgruppen erprobt, optimiert und anschließend vom Kompetenzzentrum AKÖH weiter umgesetzt und verbreitet.
Im Fall des Projekts „Virtuelles Lernen im Arbeitsprozess durch Bau-Fachkräfte auf der Baustelle“ werden im Rahmen des Blended Learning Ansatzes, die Vorteile des Lernens in Präsenzveranstaltungen gepaart mit virtuellem Lernen direkt auf der Baustelle oder am Heimarbeitsplatz genutzt. Durch die Verlagerung des Lernens in den Arbeitsprozess entsteht für die Unternehmen, in deren Auftrag Weiterbildungsmaßnahmen durchgeführt werden, der Vorteil, dass die für Seminare notwendigen gemeinsamen Lernzeiten minimiert werden, so dass Probleme, die aus der Flexibilisierung von Arbeitszeiten und der Intensivierung von Arbeit resultieren, vermieden werden können – für die Facharbeiter besteht der Vorteil in dem kontextgebundenen Erlernen praxisgerechter Fähigkeiten und Kompetenzen.
Zur Unterstützung des Lernens werden dabei neuere Entwicklungen aus der IT-Technik wie Mobile Computing eingesetzt, die in das didaktische Konzept integriert werden. In der berufspädagogischen Grundlagenforschung sind derartige didaktische Konzepte bisher zwar in ersten exemplarischen Ansätzen entwickelt worden, haben aber das Stadium von Modellversuchen noch nicht verlassen. Es ist deshalb sowohl theoretisch als auch praktisch eine große Herausforderung, wirkungsvolle Didaktikkonzepte in dem skizzierten Kontext zu entwickeln, um sie dann nicht nur erfolgreich anzuwenden, sondern auch theoretisch im Nachgang abzusichern und die Verbreitung zu ermöglichen.
Weitergehende Informationen
Hans-Heinrich Wegener, AKÖH NDS e. V, Hauptstraße 60, 28816 Stuhr, 0421 / 794 76 44
Torsten Grantz, Universität Bremen, Institut Technik und Bildung, 0421 / 218 46 49